Felder voller Diamanten
Einst lebte unweit des Indus ein alter Perser namens Ali Hafed. Er besaß einen sehr großen Bauernhof mit Getreidefeldern und vielen Gärten. Außerdem verlieh er Geld gegen Zinsen. Er war ein wohlhabender und zufriedener Mann. Er war zufrieden, weil er reich war, und reich, weil er zufrieden war.
Eines Tages wurde dieser Bauer von einem alten buddhistischen Priester, einem der Weisen des Ostens besucht. Er setzte sich zu Ali Hafed ans Feuer und erzählte ihm, wie die Welt erschaffen wurde. Vor langer Zeit steckte der Allmächtige seinen Finger in eine Nebelbank und drehte ihn so schnell, bis er die Nebelbank in einen massiven Feuerball verwirbelt hatte, dieser durch das Universum rollte und schließlich die äußerste Kruste abkühlte. Anschließend brachen die inneren Feuer durch die Krusten nach außen und warfen die Berge und Hügel, die Täler und die Ebenen unserer wunderbaren Welt auf. Wenn diese innere Schmelze ausbrach, wurden Diamanten hergestellt.
Der alte Priester sagte: „ Ein Diamant ist ein erstarrter Tropfen Sonnenlicht.“
Nun, es ist wissenschaftlich buchstäblich wahr, dass ein Diamant eine tatsächliche Ablagerung von Kohlenstoff aus der Sonne ist.
Der alte Priester erzählte Ali Hafed, dass er mit einem Diamanten von der Größe seines Daumens das Land kaufen könnte, und mit einer Diamantenmine könnte er seine Kinder durch den Einfluss ihres großen Reichtums auf den Thron setzen.
Ali Hafed hörte alles über Diamanten, wie viel sie wert waren, und ging in dieser Nacht als armer Mann in sein Bett. Er hatte nichts verloren, aber er war arm, weil er unzufrieden war, und unzufrieden, weil er befürchtete, dass er arm war. Er sagte:“ Ich will eine Mine mit Diamanten“, und er lag die ganze Nacht wach.
Früh am Morgen suchte er den Priester auf.
„Wirst du mir sagen, wo ich Diamanten finden kann? Ich möchte ungemein reich sein.“
„Nun, dann geh und finde sie. Das ist alles, was du tun musst; geh und finde sie, und dann hast du sie.“
So verkaufte er seine Farm und machte sich auf die Suche nach Diamanten. Er begann seine Suche in den Bergen des Mondes, wanderte weiter nach Europa, und schließlich, als er sein Geld ausgegeben hatte, lebte er in Lumpen, Elend und Armut.
Der Mann, der eines Tages die Farm von Ali Hafed gekauft hatte, führte sein Kamel in den Garten zum Trinken. Und als dieses Kamel seine Nase in das flache Wasser des Gartenbachs steckte, bemerkte Ali Hafeds Nachfolger einen seltsamen Lichtblitz im weißen Sand des Baches. Er zog einen schwarzen Stein heraus, der ein Auge aus Licht hatte, das alle Farbtöne des Regenbogens reflektierte. Er nahm den Kieselstein ins Haus und legte ihn auf den Kaminsims, der die zentrale Feuerstelle abdeckte, wo er ihn sofort vergaß.
Ein paar Tage später kam derselbe alte Priester zu Besuch bei Ali Hafeds Nachfolger, und als er die Tür zum Wohnzimmer öffnete, sah er diesen Lichtblitz auf dem Kaminsims. „Hier ist ein Diamant!“
„Oh nein, das ist kein Diamant. Das ist nichts anderes als ein Stein, den wir hier draußen in unserem eigenen Garten gefunden haben.“
„Aber“ sagte der Priester“, „ich sage dir – ich erkenne einen Diamanten, wenn ich ihn sehe. Ich weiß sicher, dass das ein Diamant ist.“
Dann eilten sie gemeinsam in diesen alten Garten, rührten den weißen Sand mit den Fingern auf und siehe da, es kamen andere, schönere und noch viel wertvollere Edelsteine als der erste zum Vorschein.
So wurde die Diamantenmine von Golconda entdeckt, die prächtigste Diamantenmine in der Geschichte der Menschheit. Wäre Ali Hafed zuhause geblieben und hätte in seinem eigenen Garten gegraben, hätte er „Felder voller Diamanten“ gehabt.
Was will uns diese Geschichte sagen?
Oft suchen wir im Außen nach Dingen und Gegebenheiten, die uns glücklich machen. Die größten Schätze jedoch liegen in uns selbst. Wir sind einzigartig, wertvoll und perfekt, genau so, wie wir sind. Das Geheimnis für ein glückliches Leben liegt nur darin, das volle Potential unserer Fähigkeiten zu entdecken.